- Weg ABA -

by Erin Lenaris

Unschlüssig kaute Plüm auf ihrer Unterlippe herum, während Wladimirs Blick auf ihr ruhte. Die hochgewachsene und in eine kostbare schwarze Robe gehüllte Gestalt des dunklen Fürsten ragte vor ihr auf. In seinem bleichen, doch makellosen Gesicht zuckte ein Mundwinkel. Er genoss ihre missliche Lage sichtlich.
Plüm hatte bereits einen bissigen Kommentar auf den Lippen, nahm jedoch einen tiefen Atemzug, um ihn am Herausschlüpfen zu hindern. So oft sie Wladimir schon die Stirn geboten hatte – dies war nicht der Moment dafür. Zum Schutz des Weltenarchivs musste sie seine Hilfe annehmen und ihren Stolz überwinden. Die Archivarin nahm einen tiefen Atemzug. Ihre Finger verkrampften sich um den Kristallkompass, als sie zu berichten begann.
„… Jetzt ist der Glutaugen-Nebel in irgendeiner der Welten verschwunden. Wer weiß, was er dort anrichtet! Du musst mir helfen, ihn zu stoppen!“ 
Plüm hielt inne. Der Vampir hatte ihr reglos zugehört, doch nun umspielte der Anflug eines Lächelns seine Lippen. „Das werde ich tun“, antwortete er nach einer Pause, die der Weltenhüterin schier endlos erschien. „Doch nur unter einer Bedingung.“
Plüm schluckte. „Be-Bedingung?“ 
„Du begleitest mich zu jedem Neumond in eine Welt meiner Wahl und verbringst dort die dunklen Stunden mit mir.“ Weil ihm Plüm eine Antwort schuldig blieb, streckte ihr Wladimir seine Hand entgegen. Sie wusste, was dies bedeutete. Der silberne Siegelring wies an seiner Innenseite eine kleine Spitze auf. Schlug sie ein, würde sich diese in ihre Haut bohren und den Handel mit Blut besiegeln.
Plüm schwankte für einen langen Moment. Jeden Monat eine Nacht mit dem Fürsten der Finsternis … Die Vorstellung war beängstigend, doch letztendlich würde er ihr nichts antun. Durst war für ihn kein Mordmotiv, schließlich konnte er sich an genügend nichtmagischen Geschöpfen laben.
Sie musste es tun, für den Fortbestand des Weltenarchivs! Plüm schloss die Augen und nahm Wladimirs Hand. 
Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihre Finger. Als sie die Augen wieder öffnete, hatte Wladimir den Kopf zur Seite gedreht. Er wandte sich ihr sofort wieder zu, doch der Sekundenbruchteil genügte ihr, sie zu bemerken: Die roten Augen des seltsamen Nebels schwebten über der Weltentür zu ihrer Linken – und zwinkerten Wladimir verschwörerisch zu.

Ende

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