Rezension

Californias next Magician – Isabel Kritzer

Weltenvorstellung

Titel:
California’s next Magician
Autorin:
Isabel Kritzer
Verlag:
Drachenmond Verlag
Cover: 
Alexander Kopainski
Seiten:
430
Formate:
eBook, Taschenbuch
Erscheinung:
10. Oktober 2019

Rezensionsexemplar

Klappentext

25 Magicians. 5 magische Aufgaben. Wer überlebt?

Ein silberner Brief, der fünfundzwanzig Schicksale besiegelt.
Eine neue Weltordnung, errichtet durch die Magie von vier Gilden.
Ein Mädchen aus den Glastürmen, dessen Mut alles verändert.

Magische Aufgaben und starke Konkurrenten erwarten Josephine im Schloss, als ein Brief sie zur Teilnahme an der Regentschaftswahl Californias verpflichtet. Modernste Technik soll die dauerhafte Übertragung des Geschehens im Land gewährleisten und ein Abgesandter des Kaisers die Fairness wahren. Doch der momentane Regent denkt gar nicht daran, abzudanken. Während Josephine großes magisches Potenzial entwickelt, wird schnell klar: Es gibt kein Entkommen! Weder vor den Kameras und den gefährlichen Aufgaben der Wahl, noch vor den Mordanschlägen auf sie. Und schon gar keine Zukunft für ihre geheime Liebe – oder?

Ägyptische Mythologie meets Hightech in 2086.

Rezension

Magie, Mythologie und Herrscherwahl

California’s next Magician war wie eine Mischung aus „Tribute von Panem“ und „Selection“ – ich wurde direkt in eine Welt geworfen, die alle 25 Jahre einen neuen Herrscher wählt. Wäre natürlich langweilig, wenn dies ohne Drama, vollste digitale Überwachung und magischen, mächtigen Kräften geschieht. Außerdem darf natürlich auch eine ordentliche Portion Mythologie nicht fehlen. Diese Kombination macht es zu etwas völlig neuem, auch wenn die Ansätze aus anderen Geschichten bereits bekannt sind. 

Isabel lässt ihre Leser direkt da starten, wo die Herrscherwahl gerade anfängt. Wie stehen also mit Josephine auf einer Tribüne, der aktuelle, frauenfeindliche Herrscher hält gerade eine Ansprache. 
Warum ausgerechnet sie unter den mächtigsten Magicians der heutigen Zeit einen Platz bekommen hat, ist ihr immer noch ein Rätsel. Sie würde doch bereits bei der ersten Aufgabe sterben – schließlich kann sie die Wahl niemals überstehen, wenn nicht urplötzlich etwas magisches geschieht… 

Coole Ideen mit langatmigen Stellen

Wie bereits erwähnt, macht die Mischung die Welt zu etwas völlig einzigartigem. Auch die Geheimnisse rund um ihre Person und ihre eigentliche Macht haben mich mitgerissen. Es war toll, neues zu erleben, die Mythologie aufleben zu sehen und immer wieder zu merken, wie futuristisch die Welt ist. Ein wenig wie Big Brother, denn wirklich überall müssen die Kandidaten mit Kameras rechnen. Nur, dass diese hier nie wissen können, ob sie nicht gerade schon mitten in einer lebensgefährlichen Aufgabe stecken… 

Insgesamt zeigt Isabel Kritzer ziemlich coole Ideen, die es Wert sind, gelesen zu werden. Besonders angetan haben es mir ihre „kleinen“ Begleiter, witziger könnten manche Situationen echt nicht sein. So oft wie ich grinsen musste, war es ein Wunder, dass ich keinen Muskelkater bekam. 
So weit, so brilliant also? Leider muss ich an dieser Stelle sagen: nein. 
Denn wo ich am Anfang bei Josephines gedanklichen Ausschweifungen noch interessiert gelesen habe, wurde es mir auf Dauer doch leider zu viel. Hin und wieder kam Action auf – vor allem in den Prüfungssituationen – jedoch überwog für mich das schon fast unnötige „Gedankennachhängen“. 
Wo waren wörtliche Reden, die alles lebendig halten? Stattdessen habe ich manche Passagen einfach übersprungen, weil ich das Gefühl hatte, dass Josephine mal wieder zu viel nachdenkt. Zu viel über die Gegebenheiten grübelt, zu sehr davon abgelenkt ist, wie gerade ein Raum oder eine Person aussieht. Davon bin ich leider kein Freund, denn ich liebe Unterhaltungen in denen man wichtige Dinge erfährt und Kapitel, in denen etwas passiert. Bei manchen Kapiteln habe ich mich nur manchmal leider gefragt, warum diese da sind. Ja, der Weltenaufbau ist komplex. Ja, er muss erklärt werden. Allerdings weiß ich, dass Isabel sowas normalerweise interessanter und besser verpacken kann. Mir wurden die Beschreibungen auf Dauer leider einfach zu viel, sodass ich öfter mal einige Zeilen überflog, um zur nächsten spannenden Stelle zu kommen. Denn die gab es definitiv – keine Frage! 

Insgesamt hätten viele Informationen meiner Meinung nach besser verpackt sein können – wie damals bei CAPTUM. Auch da gab es ruhigere Stellen, aber das passte irgendwie zu dem Auf und Ab der Geschichte. 
Bei einem Fantasybuch erhoffe ich mir einfach mehr, da es mein Lieblingsgenre ist. Vor allem mehr Interaktion zwischen den Charakteren. Wenn die Protagonistin jedoch in ihren Gedanken vertieft ist, während um sie herum bedeutende Dinge geschehen oder jemand mit ihr redet, ist das eher frustrierend. 
Mit CAPTUM habe ich Isabels Stil lieben gelernt, doch hier war ich davon leider nicht ganz überzeugt.
Da sich über die Schreibstile in Büchern auch in Kombination mit verschiedenen Genres streiten lässt, ist dies nur meine Meinung, die ich – unter großen Schwierigkeiten – versucht habe zu verdeutlichen. Was mich nämlich bei CAPTUM als Psychothriller eingefangen hat, überzeugte mich hier im Genre Fantasy nicht ganz. Auch wenn ich gemerkt habe, dass Isabel schon versucht hat, ihren Stil an die Bedürfnisse der Geschichte anzupassen. Ganz gelungen ist dies in meinen Augen jedoch nicht. 

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Protagonisten, Fabelwesen und Humor

Damit meine vorangegangene Kritik nicht vorrangig in euren Köpfen bleibt, möchte ich euch sagen, dass mir trotz allem die Charaktere ans Herz gewachsen sind. Mit ihrem Charme, Witz und ganz eigenen Eigenschaften haben sie ihre Ecken und Kanten, die sie zum Greifen nah machen. Egal ob geheimnisvoll, nett, witzig, sarkastisch, böse, intrigant – hier gibt es alles. Daher konnte ich trotz allem das magische Abenteuer so gut es ging genießen. 

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Fazit

Isabel Kritzer hat mit „California’s next Magician“ ein besonderes Worldbuilding erschaffen – nämlich einen Mix aus Hightech, Kämpfe ums Überleben, Magie, Gilden, Geheimnissen, Mythologien und einzigartigem Weltkonzept. Auch wenn mir die gedanklichen Ausschweifungen der Protagonistin auf Dauer einfach zu viel wurden und ich mir mehr Interaktion und Kommunikation zwischen den Charakteren gewünscht hätte, habe ich dennoch tolle Stunden in dieser Geschichte verbracht. 

Ganz konnte mich CnM also leider nicht überzeugen – Ideen und Potenzial ist da, die Umsetzung hätte meiner Meinung nach noch einen Ticken ausgefeilter sein können. Hinzu kam, dass ich mir unheimlich viel von der Geschichte versprochen habe und meine Erwartungen sehr hoch waren.
Spannung kam dennoch immer wieder auf, weswegen ich euch CnM dennoch empfehlen kann – vielleicht überzeugt euch der Stil ja in allen Punkten. 

Plüm vergibt für diese Welt folgende Sternenanzahl:
4/5

Hörprobe aus "California's next Magician"