Rezension

Der fünfte Magier – Christine Weber

Im Weltenarchiv ist ein neues Buch eingezogen: „Der fünfte Magier“ von Christine Weber. Zunächst wird das Werk vorgestellt und danach rezensiert – dabei hat es keinerlei Einfluss, dass ich die Geschichte als Rezensionsexemplar erhalten habe 😉
Um das Lesen der Rezension zu vereinfachen, verzichte ich auf Genderformen.
Der Text kann Spuren von Spoilern enthalten.

Buchvorstellung

Eckdaten
Titel: Der fünfte Magier – Schneeweiß
Autorin: Christine Weber
Seitenzahl: 444
Sonstiges: Teil 1 einer Dilogie

Klappentext
„Als Licht kam ich in diese Welt, als Schatten bemächtige ich mich ihrer …“
Seit der Krieg zwischen den vier Magiern und ihren Drachen die Welt entzweit hat, führt der junge Nomade Sorak fernab jeglicher Machtkämpfe ein friedliches Leben. Als eines Nachts das Unglück über sein Dorf hereinbricht, findet er sich an einem Ort wieder, der nur Schwarz und Weiß zu kennen scheint. Inmitten von Schuldgefühlen und aufgezwungener Verantwortung versucht Sorak, das Lügennetz zu entwirren, das zwischen Freund und Feind bald nicht mehr unterscheiden lässt. Doch die Wurzel allen Übels reicht noch viel tiefer, als selbst die Magier hätten erahnen können … Eine Geschichte über Mut und Angst, Vertrauen und Verrat, Hoffnung und Verzweiflung und die Fähigkeit, die Dunkelheit im Licht zu sehen.

Erster Satz

Wieder geht ein Tag zu Ende, wieder sitze ich hier im Dunkeln und warte.

 

Rezension

Cover*

Das wunderbare blaue Cover besticht durch sein Kontrastspiel: Die Schriften und das Schloss weiß, der Rest in einem dunklen Blau und Schwarz gehalten. Es spiegelt so perfekt die Situation der Geschichte wieder: alles wird nur in dunkel und hell eingeteilt, es existiert einzig die Einteilung in Schwarz und Weiß, Gut und Böse.

*Cover wurde mir freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt.

Weltenaufbau und Geschichte

– Weltenaufbau
Die Welt, die Christine erschaffen hat, ist magisch, gut und böse zugleich – hinter jeder Ecke könnte eine neue Gefahr lauern, niemand weiß, wem man vertrauen kann.
So ist es auch mit den zwei Magiern, die durch einen lange vergangenen Krieg verfeindet sind: auf der einen Seite Athyra, die im Schloss von Drachenstadt wohnt und auf der anderen Seite der Dunkle Herrscher, der der vermeintlich böse Gegenspieler von Athyra ist.
Jeder Magier hat einen Drachenpartner; diese nennt man Legendäre Drachen und sie besitzen besondere magische Fähigkeiten. Neben dem Kämpfen auf einer bestimmten Seite ist es für sie wichtig, ihren Meister zu finden. Durch Drachenmagie können sie „ihren“ Magier orten.
Auch die Magier können – neben Elementar- und Heilmagie – Drachenmagie anwenden, sodass sie wissen, wo ihr Drachenpartner steckt und mit den Drachen kommunizieren können; nur Magier haben die Fähigkeit, Drachen zu verstehen.
Insgesamt existieren immer vier Magier zur gleichen Zeit. Stirbt einer von ihnen, überträgt sich die Magie auf einen anderen Menschen und ein neuer legendärer Drache wird geboren.

– Geschichte
Soraks Geschichte beginnt in dem Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Ein Fest ist dort in vollem Gang, als plötzlich Drachen auftauchen und alles niederbrennen. Als Sorak einen Fehler begeht, wird er von einem Drachen verschleppt und nach Drachenstadt gebracht – ausgerechnet von einem Drachen! Der Protagonist ist mit dem Wissen aufgewachsen, dass Drachen Ungeheuer sind und man ihnen nicht trauen sollte. Doch schon bei Athyra angekommen, beginnt die Geschichte Gut und Böse zu verwischen, Lügen werden aufgedeckt. Doch wenn der Leser meint, an dieser Stelle wären alle Angelegenheiten geklärt, täuscht er sich. Auch wenn die Magierin Athyra Sorak an seine Fähigkeiten heranführt, lässt sie ihn in vielen Dingen im Unklaren. Nach und nach merkt der junge Magier, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. In Smaragd findet er zwar seinen Drachenpartner und in der Suche nach dem neuen vierten legendären Drachen eine Aufgabe, aber immer wieder merkt er, dass etwas nicht stimmen kann. Spätestens dann, als er sich auf dem Weg zum Dunklen Herrscher macht…

– Meinung
Ich finde die Geschichte ist ausgefeilt, rasant, spannend und an einigen Stellen auch amüsant (s. Protagonisten). Sobald ich eine Idee davon bekam, wer Gut und wer Böse sein könnte, kam alles anders. Das Karussell drehte sich immer wieder weiter, bis mir schwindelig wurde – wem kann man den nun noch trauen? Die Einteilung in Schwarz und Weiß konnte ich hier – trotz dessen, dass ich am Anfang dachte, ich könnte es – nicht anwenden, denn zu schnell erfuhr ich zusammen mit Sorak eine neue Lüge oder Intrige. Das Buch aus den Händen zu legen und in meinen normalen Alltag zurückzukehren, war oft mit Sehnsucht nach Weiterlesen verbunden.
Spannung ist bei dieser Geschichte garantiert!

Schreibstil und Inhalt

Das Buch ist in nicht nummerierte Kapitel unterteilt, die allesamt sehr lang sind, was in den heutigen Büchern eher selten der Fall ist. Um Unterkapitel zu signalisieren, wurden größere Zeitsprünge oder Settingwechsel mit Sternchen markiert.
Die Autorin verwendete für die Geschichte rund um Sorak und Smaragd den personalen Erzähler (Er-Form), sodass der Leser nur so schlau ist, wie Sorak selbst, was mir bisweilen graue Haare wachsen ließ. Zwischendrin wurde passenderweise plötzlich in die Ich-Form gewechselt, sobald der „böse“ Gegenspieler einen Monolog hielt. Auch dies wurde mit Sternchen gekennzeichnet.

– Meinung
Der Schreibstil ist einfach, aber dennoch im Inhalt komplex und weiß Spannung aufzubauen. In Teilen witzig, in Teilen düster und vor allem realitätsnah wird die Gefühlswelt von Sorak wiedergegeben – somit spiegelt der Stil genau das wider, was man selbst auch fühlen würde, würde der Leser in Soraks Haut stecken.

Charaktere

– Sorak:
Am liebsten hätte ich dir manchmal den Hals umgedreht – wenn ich nicht durch deine Geschichte wüsste, warum du in manchen Situationen reagierst, wie du es tust. Einerseits bist du noch völlig grün hinter den Ohren, andererseits hast du eine Schlagfertigkeit, von der so mancher sich eine Scheibe abschneiden könnte – auch ich! Am Anfang, als du Smaragd noch am liebsten umgebracht hättest, hätte ich dich am liebsten durchgeschüttelt; denn wie kann man diesen Drachen mit den frechen Sprüchen nicht lieben? Jedoch hast du ja schnell dazugelernt und fingst damit an, hinter die Fassaden von all den Lügen und Geschichten zu schauen – auch wenn man meinen könnte, in völliger Sicherheit und auf der „richtigen“ Seite zu sein. Du hast also eine unglaubliche, aber gut dargelegte Entwicklung durchgemacht – so grün hinter den Ohren bist du schlussendlich doch nicht mehr… wobei, diese eine Stelle, ne, das ging gaaaar nicht! *böse den Zeigefinger heb*
P.S.: Würdest du mir bitte deine Magie übertragen? *dackelblick* Würde echt gerne so manches Mal Magie beherrschen können.

– Smaragd
Smaragd – du und deine Legendarität *Achtung, Wortneuschöpfung* seid einmalig! Deine flotten Sprüche, deine ständige (vorgespielte) Genervtheit von Sorak und deine ganze Art sind einfach nur liebenswert. Natürlich bist du brilliant und hast wunderbare Fähigkeiten – dies kann man als Leser gar nicht anders sagen. Ich bin absolut sprachlos, deswegen endet mein Text an dich hier schon.
P.S.: Mach dir keine Gedanken wegen deinem Fehler… du bist so perfekt, den verzeihe ich dir – und mit Sicherheit auch Sorak!

– Meinung
Die Charaktere sind – auch wenn es zum Teil Drachen sind – so toll und ausgeklügelt, dass ich sie am liebsten selbst zu meinen Freunden zählen würde. Die Hassliebe zwischen Sorak und Smaragd ist ebenfalls einmalig und die Gespräche zwischen ihnen eigentlich immer zum Kugeln. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen!

Hier habt ihr noch einen Auszug aus dem Buch, bei dem die Beziehung zwischen Sorak und Smaragd mehr als deutlich wird (Situation: Sorak versucht das erste Mal Heilmagie anzuwenden):

Fazit

Ich kann den fünften Magier von Christine Weber definitiv empfehlen! Sowohl die Welt, die Geschichte als auch die Charaktere sind ausgeklügelt, spannend und wunderbar zu lesen. Gerne bin ich abends immer wieder in die Story versunken – denn sie zog mich magisch an… mhh  Smaragd – hast du etwa was damit zu tun?! *mit hochgezogener Augenbraue zu Smaragd schaut*