Rezension

Die Ring Chroniken – Erin Lenaris

Weltenvorstellung

Titel:
Die Ring Chroniken – Begabt 
Autorin:
Erin Lenaris
Verlag:
Harper Collins
Seiten:
336
Formate:
eBook, Taschenbuch
(Klappenbroschur)
Erscheinung:
03. September 2018

Klappentext

Die 16-jährige Emony verfügt über eine Gabe: Sie kann Lügen erkennen. Doch diese Fähigkeit bringt sie in Gefahr, als sie ihre Heimat, die lebensfeindliche Rauring-Wüste, verlässt. Denn es gibt nur eine Möglichkeit, der mörderischen Hitze und dem quälenden Durst zu entkommen – Emony muss eine Ausbildung bei dem Unternehmen beginnen, das die weltweite Wasserversorgung kontrolliert. Rasch kommt sie dahinter, dass ihr Arbeitgeber die Wüstenbewohner betrügt. Der einzig ehrliche Mensch scheint ihr Ausbilder Kohen zu sein, für den sie bald mehr empfindet. Kann sie ihm im Kampf gegen den übermächtigen Gegner vertrauen? Und sind die Lügen noch viel größer als vermutet?

Rezension

Mit Emony im Rauring – oder: was ein Worldbuilding!

 Wenn „Die Ring Chroniken“ eins können, dann mit dem überraschend realistischen Worldbuilding überzeugen. 
Kaum laß ich die erste Zeile, fand ich mich in einer dystopischen Welt wieder, in der das Wasser ziemlich knapp ist und die Menschen tagtäglich mit geringen Wasserrationen leben müssen. Außerdem träumen sie von einem besseren Leben, indem sie zum Beispiel eine Arbeitsstelle bei dem großen Konzern WERT ergattern. Dieser regelt die weltweite Wasserversorgung. Natürlich ist aber nicht alles Gold, was glänzt, sodass ich gemeinsam mit Emony hinter Geheimnissen und einem so großen Betrug blickte, der weitreichende Folgen hat – auch für Emonys Zukunft.

Das Worldbuilding, unterteilt zwischen Wüste (Rauring) und einem wunderbar gesegneten Bereich voller grünem Leben (Regenring), ist erschreckend realistisch und setzt sich damit auseinander, was passiert, wenn es immer weniger regnet und alles austrocknet. Wie könnte so eine zukünftige Welt aussehen? Wie überleben die Menschen? Wie sieht dann das Leben aus?
Erin Lenaris hat mit viel Fachwissen und einer guten Portion Zukunftstechnik eine unfassbar interessante Welt erschaffen, die mich als Leserin nicht mehr losließ.

Wer war nochmal Kohen? 
Oder: Wenn ein Worldbuilding unter einer Lovestory leidet

Bei kaum einer Geschichte habe ich es so störend gefunden, einer Lovestory zu begegnen, wie hier. 
Es geht nicht um den Schreibstil der Autorin, wie sie diese eingeflechtet hat – denn der hat wunderbar gepasst. Die Gefühle habe ich entsprechend schon geglaubt. 
Jedoch litt der Weltenaufbau und die Faszination darum sehr unter dem scheinbar zwanghaft eingebauten Liebes-Heckmeck. Schließlich kennen wir so manche Verlage, bei denen lieber zu viel Teenie-Liebe als zu wenig enthalten ist. Denn ich glaube, dass die Autorin noch mehr könnte. Die Geschichte hätte noch einen drauf setzen können. Nochmal epischer sein können.
Eine bessere Umsetzung hoffe ich nun für Teil 2, denn es ist traurig, wie etwas zwanghaft irgendwie versucht wird, ins Programm zu quetschen. Auch ein jugendliches Publikum benötigt nicht unbedingt Romantik in einem sonst krassen dystopischen Kontext. Das Interesse an der Thematik entwickelt sich nämlich von ganz alleine, wenn man Erins wunderbaren Schreibstil bemerkt. Tatsächlich ist die Lovestory für mich nämlich der einzige Kritikpunkt. Die Liebesgeschichte war irgendwie zu viel, wurde ständig aufs Neue aufgewärmt, die eigentlich recht taffe Emony wurde zuweilen zu einer echt nervigen Heulsuse. Genau diese Passagen überflog ich teils augenrollend.   

Ich glaube, dass ich eventuell auch mit viel zu hohen Erwartungen an die Geschichte – an die dystopische Welt – heranging, denn immer wurde geschwärmt, wie wahnsinnig der Weltenbau doch ist. Welcher aber zum Beispiel im Klappentext des Buches kaum hervorsticht – sondern eher das Augenmerk auf die Liebesgeschichte gerichtet ist, wie bei jedem Young Adult Buch. 
Doch wie gesagt: die Ring Chroniken sind so viel mehr und könnten noch zu einem großem Spektakel werden – ich bin gespannt auf Teil 2, der statt bei Harper Collins im Tagträumer Verlag erscheinen wird.

Technologie, die überrascht – jedoch Fragen offen lässt

Wie wäre es, wenn man in seiner Blutbahn eine ganze Bibliothek speichern könnte? Mit einer Nano-Technologie ist dies und noch ganz viel mehr in der Welt der Ring Chroniken möglich. Das sogenannte Nomen (Nanotechnologische Optimierung, Medizin und Nachrichten) ist ein Hautimplantat, das sich unter anderem auch Emony im Zuge ihrer Ausbildung einsetzen lässt. Was sich nach Science Fiction anhört, basiert auf aktuellen Forschungen. Erin treibt diese also zukunftsvisionistisch auf die Spitze. 

Doch genau an dieser Stelle – bis auf ein paar kleinen, technischen Details – wird nicht allzu viel hierauf eingegangen. Wie ich schon sagte, litt die gesamte Hintergrundstory durch den recht großen Romance-Anteil erheblich. Doch ich bin guter Hoffnung, dass diese coole, aber auch angsteinflößende Technologie in Band 2 noch mehr beleuchtet wird… denn mal ehrlich – wir sind auch nicht mehr weit vom „gläsernen Menschen“ entfernt, warum also sollte nicht auch in unserer Zeit jemand auf diese Idee kommen? Irre spannend und für mich ein guter Grund, weiterlesen zu wollen. 

Fazit

Auch wenn mich die Lovestory unheimlich gestört hat und diese den Weg für weitere, hochbrisante und spannende Entdeckungen im Worldbuilding ein wenig steinig machte, habe ich es dennoch unheimlich cool gefunden, die Welt von Emony zu erkunden. Sie ist erschreckend, ehrlich und unfassbar realistisch – hier bleibt also erst einmal nur die Hoffnung, dass unsere Zukunft einmal besser aussehen wird und wir größere Katastrophen verhindern werden können. Wenn es also eine Autorin schafft, aktuelle Ereignisse, gepaart mit Zukunftstechnologien, auf die Spitze zu treiben und somit einige wichtige Themen anzusprechen, dann ist es derzeit Erin Lenaris. 

Plüm vergibt für diese Welt folgende Sternenanzahl:
4.5/5