Rezension

Götterherz – B.E. Pfeiffer

Kann man beim Lesen vergessen zu atmen? Oder ständig dabei sein, Tränchen wegzublinzeln? Dämlich zu grinsen oder seufzend durch die Seiten zu fliegen?

Ja, kann man!
It‘s a wrap, ich habe fertig… und ich bin verliebt!

Buchvorstellung

Eckdaten

Titel: Götterherz (1)
Autorin: B.E. Pfeiffer
Verlag: Sternensand Verlag
Seiten: ca. 350
Erscheinung: 09.11.2018
Formate: eBook und Taschenbuch

Klappentext

Seit Beginn ihres Familienurlaubs in Griechenland durchlebt die zwanzigjährige Penelope seltsame Träume. Jedes Mal findet sie sich an einem bedrohlichen Ort voller Monster wieder. Und jedes Mal erscheint ein mysteriöser Mann und verteidigt sie gegen diese Kreaturen.
Als sie diesen Fremden auch in wachem Zustand trifft, blitzen Erinnerungen an ein früheres Leben in ihr auf. An ein Versprechen von Unsterblichkeit, an eine Liebe, die Jahrtausende überdauert hat, und an eine uralte Rivalität zwischen zwei Göttern. Und einem davon gehört ihr Herz schon seit so langer Zeit. Allerdings muss sie nun um ihn kämpfen – um ihn und um ihr eigenes Leben, das von Göttervater Zeus persönlich bedroht wird.

Erster Absatz

Er war zu spät. Die Schlacht tobte bereits und er hatte ihr nicht beistehen können. Das würde er seinem Bruder niemals vergeben, denn dieser hatte ihn in seinem eigenen Heim wie einen räudigen Hund an einer Säule angekettet, damit er es nicht rechtzeitig schaffte.

Lieblingszitate

In diesem Moment hörte er, wie sie aufschrie und ihre Stimme brach. Die Kampfgeräusche verstummten und eine erdrückende Gewissheit ergriff ihn. Trotzdem lief er weiter, wollte nicht wahrhaben, was gerade geschehen war.

Selbst die Götter schienen vergessen zu haben, dass nicht er diese Dunkelheit gewollte hatte, und sie mieden ihn und diesen Ort. Aber er hegte die Hoffnung, dass es mit Persephone anders werden würde. Sie war das blühende Leben, die Güte und die Liebe, die diesem Ort so sehr gefehlt hatten.

Bis der letzte aller Sterne erloschen ist, wird mein Herz dir gehören.

Warum ausgerechnet diese drei? Natürlich bin ich beim Lesen auf unendlich viele Stellen gestoßen, die ich hier auflisten könnte, allerdings bleiben genau diese drei Szenen bei mir am meisten hängen. Das erste Zitat zeigt die Hoffnungslosigkeit und schwere des Schicksals, das Persephone immer wieder ereilt. Es entstammt dem Prolog des Buchs und an dieser Stelle – auf gerade mal Seite 8 – musste ich das erste Mal meine Tränchen wegblinzeln.
Das zweite Zitat stammt aus der Mitte der Geschichte und macht deutlich, dass Götterherz eine ganz eigene Interpretation der Geschichte rund um Hades und Persephone darstellt – und zwar eine, die mir wesentlich besser gefällt, denn seien wir mal ehrlich: als ob Hades das Monster sein kann, als dass er in den Mythen dargestellt wird…
Der letzte Satz ließ mich jedes Mal aufseufzen, weswegen ich ihn ebenfalls unbedingt nennen musste.

Rezension

Cover und Innenlayout

Das Cover von Götterherz ist magisch, düster und sehnsuchtsvoll zugleich. Es spiegelt perfekt die Geschichte wieder, die uns auf den 350 Seiten erwarten. Designed wurde es von Jaqueline Kropmanns, eine – wie man sieht – wahre Künstlerin im Coverbuilding.
Ich persönlich liebe das Cover und auch die Innengestaltung lädt zum Träumen ein:

Weltenaufbau und Geschichte

– Weltenaufbau

Die Welt entspricht dem Genre Urban Fantasy, von dem wir ablesen können, dass die Geschichte in unserer Welt spielt – nur mit phantastischen Elementen gespickt.
Der Handlungsort ist hauptsächlich Griechenland – genauer gesagt ein kleines Kaff, mit einem Bauernhof, auf dem die Familie von Penelope (Pen) ihren vierwöchigen Urlaub macht.
Weitere Handlungsorte (die alle von Griechenland aus „bereist“ werden, sind die Unterwelt, die Arena und andere göttliche Orte. Auf diese möchte ich allerdings nicht näher eingehen, da es sonst der Geschichte zu viel vorwegnehmen würde.

– Geschichte

Die Geschichte startet dort, als Pen bereits seit ein paar Tagen auf dem Bauernhof Urlaub macht. Seit ihrer Ankunft plagen sie im Schlaf Albträume. Als sie bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihrer Familie in einer Taverne auf den Kellner Ajax trifft, hat sie direkt das Gefühl, auf ihren sprichwörtlichen Helden aus ihren Träumen zu treffen. Ab hier fängt Pen an, sich immer mehr an vergangene Leben zu erinnern – während sie natürlich glaubt, langsam den Verstand zu verlieren…

Auch hier möchte ich nun einen Cut setzen und gar nicht allzu weit vorgreifen, da ich finde, dass ihr die Welt und die Geschichte einfach selbst entdecken sollt und jedes weitere Wort hierzu bereits als Spoiler zählen könnte.

– Meinung

Eins möchte ich an dieser Stelle noch anmerken: Wie ihr vielleicht bereits oben an den Zitaten gemerkt habt, wird die griechische Mythologie rund um Zeus, Persephone und Hades in diesem Buch komplett neu erzählt. Macht euch frei von den Assoziationen Unterwelt – Hades – Böse und Himmel – Zeus – Gut.

Der Weltenaufbau und auch die Geschichte sind besonders durch diese Sichtweise auf den griechischen Göttermythos einzigartig. Es ist spannend zu sehen, wie B.E. Pfeiffer die Geschichte aushebelt und zu etwas Neues werden lässt – auf eine so ausgeklügelte Art und Weise, dass jedes kleine Detail zu ihrer Neuerzählung passt. Ich als Leserin habe gemerkt, dass die Autorin in der göttlichen Welt – sowohl in der Mythologie als auch in ihrer Version – vollkommen aufgeblüht ist und ihr ganzes Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat.

Schreibstil und Inhalt

– Schreibstil

Der Schreibstil ist – wie ich es von der Autorin gewohnt bin – sehr flüssig, mit viel Liebe für die Geschichte versehen und trotz der Emotionen, die wunderbar zu Geltung kommen, leicht zu lesen. Immerzu fieberte ich mit Pen und Hades mit, hasste Zeus und wollte am liebsten für immer in dieser Welt verweilen. Dieser Satz wird von Lesern zwar total häufig verwendet, aber bei dieser Geschichte meine ich es wortwörtlich. Ich habe am Ende der Geschichte das Gefühl unterdrücken müssen, direkt erneut bei Seite 1 zu starten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich das Buch innerhalb weniger Stunden durchgelesen habe.

All das ist vor allem dem Schreibstil zu verdanken – es wurde nie langweilig, jedes Wort trug genug Gewicht, um nicht einfach nur gelangweilt überflogen zu werden und jede Zeile versprühte die passende Menge verschiedener Emotionen, die mich sofort in ihren Bann zogen und mich mitleiden, -hoffen, -fiebern, lieben und -kämpfen ließen.

An dieser Stelle erhebe ich sprichwörtlich das Glas und danke B.E. Pfeiffer für ihren magischen und phantastischen Stil. DU BIST GÖTTLICH!

– Inhalt

„Götterherz“ ist gerundet 350 Seiten lang und in 39 Kapitel eingeteilt, sodass jedes Kapitel eine ungefähre Länge von 9 Seiten aufweist. Für mich ist diese Länge perfekt – wie ich bei anderen Büchern bereits betonte: Nicht zu lang und nicht zu kurz.
Jedes Kapitelende ist jedoch so raffiniert gesetzt, dass es schwer geworden wäre, nach einem entsprechenden Abschnitt das Buch wegzulegen und wieder in die normale Tagesordnung überzugehen – als hätte ich das überhaupt gewollt.
Die Autorin hinterließ jedes Mal eine Art Minicliffhanger (gibt es dafür einen Fachbegriff?!), sodass es gar nicht anders ging, als die nächste Seite aufzuschlagen und weiterzulesen.
Brilliant war zudem, dass auch Kapitel dazwischengeschoben wurden, die entweder in der Vergangenheit spielten und/oder aus der Sicht des Hades erzählt wurden. So nahm die gesamte Story nochmal an Fahrt und Spannung auf – zudem wollte ich als Leserin auch wissen, welche Hintergründe der Geschichte zugrunde liegen und auch wie die Sichtweise von Hades dargestellt wird.

– Meinung

Wie bereits erwähnt, ist sowohl der Schreibstil als auch der inhaltliche Aufbau perfekt in Szene gesetzt und hilft der Welt, sich vollkommen zu entfalten und den Leser in seinen Bann zu ziehen. Bei mir persönlich hat dies wunderbar geklappt und ich freue mich schon jetzt darauf, zusammen mit Persephone Ajax bzw. Hades erneut zu begegnen.

Charaktere

– Pen/Persephone

Pen ist eine normale Frau, die kurz vor ihrem 21. Geburtstag steht – voller Leben, Frohsinn, Offenheit und Liebe. Sie ist trotz aller Meinungsverschiedenheiten ein absoluter Familienmensch und unglaublich einfühlsam. Sie ist das perfekte Mädchen von nebenan und wundert sich erst recht, warum ausgerechnet ein heißer Typ wie Ajax sich für sie interessiert.

– Ajax/Hades 

Ajax stellt sich Pen als Kellner in einer Taverne, in der Pen eines abends in Griechenland zu Abend isst, vor und zeigt direkt Interesse an ihr.
Ajax, oder besser gesagt Hades, ist anders, als wir ihn aus der griechischen Mythologie kennen. Statt heiß, grausam und böse, ist er er einfach nur heiß.

Spaß. Er ist sensibel und… heiß. Jaja, sorry, das musste nochmal erwähnt werden. Außer seine doofe Angewohnheit, als Ajax Zigaretten zu rauchen, ist weniger cool – aber jeder braucht ein Laster.
Mehr sage ich nun zu Hades auch nicht – denn ihn müsst ihr einfach selbst kennenlernen.

– Zeus

Wie oft musste ich bei ihm aufpassen, nicht den Blick des Todes aufzusetzen. Zeus ist ein kleines Kind, dem sein liebstes Spielzeug weggenommen wurde und mit dem ein anderes Kind vor ihm spielen darf – und das geht gar nicht. Intrigant, gefährlich und voller Hass ist zeus in dieser Welt der verhasste Feind.
Glaubt ihr nicht, da der Mythos was anderes erzählt? Dann lest selbst!

– Meinung

Auch hier ist meine Meinung eindeutig: Sowohl die Protagonisten und der Antagonist als auch die Nebencharaktere sind so ausgeklügelt beschrieben, dass ich als Leserin das Gefühl hatte, sie stehen gleich neben mir – oder besser: Ich kenne sie. Ich kenne ihre Macken, ihre Stärken und Schwächen, ihre guten und ihre schlechten Eigenschaften.
B.E. Pfeiffer hat es geschafft, Charaktere zu zaubern, wie sie im echten Leben vorkommen – nur dass manche von ihnen göttlich sind.
Aber seien wir mal ehrlich: Auch die nicht-göttlichen Charaktere von ihr sind alles andere als langweilig.

Fazit

Der Weltenaufbau und die Geschichte sind einzigartig umgesetzt, der Schreibstil birgt unglaubliche, emotionale Sätze sowie Momente und die Charaktere nehmen dich mit an die Hand, wenn du ihre Welt betrittst.
Du fühlst, lebst, lachst, weinst, wütest und kämpfst mit ihnen in jedem einzelnen Wort mit und tauchst erst wieder auf, wenn der letzte Buchstabe der letzten Seite dein Gehirn erreicht hat – und selbst dann möchtest du mehr.

… denn die Geschichte wurde von B.E. Pfeiffer mit so viel Herzblut geschrieben, sodass „Götterherz“ nicht nur durch eine Anspielung im Buch seinen Namen verdient hat und ebendiesem gerecht wird.

Götterherz – bis der letzte aller Sterne erloschen ist, wird mein Herz dir gehören.