Rezension

Tavith 1 – Philina Hain

Weltenvorstellung

Titel:
Tavith 1
Autorin:
Philina Hain
Verlag:
Sternensand Verlag
Cover: 
Alexander Kopainski
Seiten:
500
Formate:
eBook, Taschenbuch
Erscheinung:
21. August 2020

Rezensionsexemplar

Klappentext
Ein Krieg zwischen Himmel und Hölle.
Eine Prophezeiung, die den Untergang der Welt vorhersagt.
Und eine Liebe, die nur Bestand hat, wenn sie akzeptiert werden kann.
 

Zweitausend Jahre ist es her, seit Dämonen die Familie von Nymphenkönig Jiyan ermordeten. Als die Engel ihre Botin Amaleya zu ihm schicken, um das Bündnis gegen die Streitkräfte der Hölle zu erneuern, denkt Jiyan nicht daran, sich ihnen anzuschließen. Waren es doch die Engel, die seine Familie damals im Stich ließen. Kurz darauf erfährt er, dass ein Krieg zwischen Himmel und Hölle bevorsteht, und es scheint unumgänglich, Verbündete zu suchen. Denn das Nymphenreich liegt genau zwischen den beiden Rivalen und auch die Hölle bemüht sich um eine Allianz. Doch bevor er sich entscheidet, gibt es ein paar Ungereimtheiten, die Jiyan klären will. Wieso arbeitet Amaleya mit den geflügelten Verrätern zusammen, wenn sie ganz augenscheinlich nicht zu ihnen gehört? Wer oder was ist sie? Und wieso fühlt er sich so stark zu ihr hingezogen, obwohl er entgegen seiner Nymphennatur abstinent leben wollte? Fragen, deren Antworten ihn ebenso hart treffen könnten wie die drohende Apokalypse. Doch manchmal braucht es eine Erschütterung, damit alle Puzzleteile an ihren Platz fallen.

Rezension

Engel und Dämonen. Himmel und Hölle. Ein Krieg zwischen verschiedenen Reichen. Wenn das mal nicht wie gemacht für mich ist. Als ich das erste Mal den Klappentext zu sehen bekam, war ich direkt Feuer und Flamme – meine Erwartungen waren entsprechend hoch. Ob mich die Welt der Tavith am Ende überzeugen konnte?

In „Tavith 1: Wenn Himmel und Hölle sich lieben“ begleiten wir abwechselnd Amaleya, eine von sieben Tavith, und Jiyan, den Nymphenkönig, durch ihre Welt. Und was für eine Welt! Sie ist so spannend und interessant ausgearbeitet und vor allem sehr vielseitig, sodass es wirklich gut ist, dass es am Ende nochmal eine Auflistung und Beschreibung aller Lebewesen in diesem großen Weltenbau gibt. Leider habe ich dies – dank eBook – erst recht spät mitbekommen, denn es ist schön, wenn man in der Fülle an Informationen noch einmal ganz konkret nachschauen kann. Daher gebe ich euch an dieser Stelle den Tipp gerne weiter 😀 
Ihr merkt sicher, dass hier ein leichter Hauch von Kritik zwischen den Zeilen mitschwingt.  Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich erst weiter darauf eingehen, was mir alles gefiel. Wie bereits erwähnt, konnte mich der Weltenbau wirklich begeistern, denn ich war fasziniert von dem mystischen Ambiente mit lauter magischen Lebewesen und der Kombination mit modernen Aspekten. Ganz zu Beginn brachte dies auch direkt einige Lacher, denn während eines Gesprächs zwischen Jiyan und seinen Leuten stellte ich mir alle in Kampfmontur – eher Richtung Mittelalter – vor. Bis dann auf einmal beschrieben wurde, dass einer von ihnen ein pinkes Shirt mit frecher Aufschrift trägt. Mir sind beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen und ich musste den Satz dreimal lesen. Denn ich habe echt mit ALLEM gerechnet. Nur nicht damit… So kommt es also während der Geschichte immer zu dieser ganz speziellen Mischung, die zwar sehr verrückt erscheint, aber gerade deswegen wirklich genial gemacht ist. Hinzu kommen all die Wesen und Kreaturen, die verschiedenen „Völker“ und deren ganz eigenen Gepflogenheiten. Natürlich mit Ausnahmen. Habt ihr je geglaubt, dass es eine männliche Nymphe gibt, die enthaltsam lebt? Diese Welt sprudelt also nur so über vor Kreativität! 

Ein weiterer toller Punkt ist die gemeinsame Geschichte von Amaleya und Jiyan, denn ich mochte beide Charaktere wirklich gern und liebe auch generell die romantischen Aspekte dieser Story. Zudem waren auch all die anderen Charaktere gut greifbar für mich und ich habe mit allen wirklich viel mitgefiebert und deren Entwicklungen gerne mitverfolgt. 

Nun kommt jedoch ein dickes Aber, was mir wirklich im Herzen weh tut, denn diese Welt und die Lovestory unserer beiden Protagonisten könnte wirklich, wirklich genial sein. Wenn es zum einen nicht solch riesigen Zeitsprünge genau an den Stellen geben würde, die für eine nachvollziehbare Beziehungsentwicklung wichtig sind und zum anderen der sehr beschreibende Schreibstil der Autorin. Er war wirklich sehr angenehm zu lesen, gar keine Frage – schön leicht und nicht holprig – und doch bin ich über die Stellen gestolpert, in denen gefühlte Ewigkeiten der Weltenbau erklärt wird. Als innerer Monolog des jeweiligen Charakters, der gerade zu Wort kam. Genau das fand ich so unfassbar schade. Mein Gefühl sagt mir, dass „auf Teufel komm raus“ zwei wirklich große, platzeinnehmende Aspekte kombiniert werden mussten: das gesamte Kennenlernen und die Liebesgeschichte unserer beiden Protas UND die riesige Welt. Es hätte dem Stil und der Geschichte gut getan, hätte man sich auf einen Schwerpunkt festgelegt. So hatte jedoch immer eine „Partei“ den Kürzeren gezogen: entweder es wurde zugunsten der Liebesgeschichte nur schnell heruntergerattert, warum der Himmel, die Hölle oder die Person XY so ist, wie er/sie/es ist oder aber es wurden beispielsweise Wochen des Kennenlernens übersprungen – zugunsten des Weltenbaus und des Spannungsbogens. Beispiel: Plötzlich waren 5 Wochen vergangen, die im Schnelldurchlauf rückblickend als Nebensatz erwähnt wurden und das war aber genau die Zeit, in der Amaleya und Jiyan eine Bindung zueinander aufgebaut hatten. Diese war dann urplötzlich da.
Nach diesem Schema ging es dann leider auch immer hin und her. Nach einem Kapitel hatte ich meist das Gefühl, schon ein halbes Buch gelesen zu haben, da wirklich sehr viel innerhalb dieser doch wenigen Seiten geschah. Entsprechend kam ich ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr schnell voran, da ich ständig eine „Verschnaufspause“ benötigte. Es war hierdurch auf Dauer auch schwierig, die Charakter- und Beziehungsentwicklung nachvollziehen zu können. 
Trotz der Spannung, die hierdurch dauernd präsent war und trotz des tollen Weltenbaus, tat ich mir also mit zunehmender Geschichte immer schwerer. Und dennoch habe ich es geliebt. Ich liebe die Welt mit all ihren Facetten, ich liebe dennoch Amaleya und Jiyan und der Schreibstil an sich ist auch vollkommen in Ordnung. 
Meiner Meinung nach ist dies auch etwas dem Umstand geschuldet, dass in jedem Teil ein anderes Pairing (also ein anderes Pärchen) in den Vordergrund rückt. Wäre dies nicht und wir hätten Amaleyas und Jiyans Geschichte über mehrere Bände miterleben können, wären die zwei großen Schwerpunkte Worldbuilding/Fantasy und der Romanceanteil zusammen kein Problem gewesen. Doch durch diesen Reihenaufbau wirkte es auf Dauer leider gequetscht und mein Herz blutete, denn ich weiß, dass da noch so viel mehr hätte gezeigt werden können, ganz nach dem Motto: Show don’t tell. Leider wurde vieles nur „mal eben“ erklärt. 

Fazit

Mit „Tavith 1: Wenn Himmel und Hölle sich lieben“ hat Philina Hain einen wirklich geniale Welt mit vielen Wesen, Kreaturen und „Völkern“ erschaffen. Es war mir eine Freude, an der Seite von Amaleya, Jiyan und anderen Charakteren die verschiedenen „Ebenen“ zu erkunden. Jedoch war der Fokus auf zwei sehr große Schwerpunkte gesetzt: die Liebesbeziehung der beiden Protas und das wirklich vielseitige Worldbuilding, was meiner Meinung nach leider dazu führte, dass immer ein Thema auf der Strecke blieb und ich oft das Gefühl hatte, durch die Geschehnisse zu hetzen. Mein herz blutet, da ich weiß, dass diese Reise wirklich genial hätte sein können und doch hatte ich immer mehr Schwierigkeiten, mitzuhalten, da alles zu schnell ging. 
Trotz allem hatte ich meine Freude beim Lesen und ich war gerne in dieser Welt unterwegs, denn sie hatte einen wirklich einmaligen Aufbau. Schlussendlich konnte mich auch an sich der leichte Schreibstil der Autorin verfolgen. Mein größtes Problem war eher die Struktur und das Streiten um den meisten Platz der beiden Schwerpunkte, die in diesem Buch gelegt wurden. Dennoch bin ich gespannt auf die nächsten Teile und Freue mich auf einen weiteren Besuch in dieser wirklich einzigartigen Welt!

 

Erklärung zur Sternenvergabe: Ich vergebe 3,7 Sterne. Eine sehr krumme Zahl, doch für ganz 4 Sterne war mir das ganze Konstrukt zu überladen, doch für 3,5 Sterne fand ich es doch zu gut. Also wähle ich den Mittelweg, auch wenn der sehr krumm ist 😀  

Plüm vergibt für diese Welt folgende Sternenanzahl:
3.7/5
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