Rezension

Uhrwerk der Unsterblichen – Alexander Kopainski

Die größte Frage bisher war: Kann Alex genauso gut schreiben, wie Cover designen? 
Mittlerweile kann ich mit Bestimmtheit sagen: JA! Das kann er tatsächlich!

„Uhrwerk der Unsterblichen“ von Alexander Kopainski ist ein Debüt, das seinesgleichen sucht. Ausgeklügelt, bis ins Detail durchdacht, ein einzigartiges Worldbuilding und Charaktere zum Verlieben machen dieses Werk zu einem unvergesslichen Erlebnis und einem wahren Herzensbuch.
Bevor ich jedoch näher auf einzelne Aspekte eingehe, gebe ich euch einen kleinen Einblick in die Geschichte…

Buchvorstellung

Eckdaten

Titel: Uhrwerk der Unsterblichen
Autor: Alexander Kopainski
Verlag: Drachenmond Verlag 
Erscheinung: 08.12.18 (eBook), 31.01.19 (offiziell Taschenbuch; bereits erhältlich)

 

 

Klappentext

Der letzte Sekundenschlag deiner Taschenuhr markiert den Zeitpunkt, ab dem du unsterblich bist.

Averys Alterungsprozess wurde für immer eingefroren, als seine Uhr wie bei allen Unsterblichen aufgehört hat zu ticken. Heute führt er ein zurückgezogenes Leben in Paris, fern des Übernatürlichen. Einzig die stillstehenden Zeiger erinnern ihn daran, dass er magische Kräfte besitzt. Als die menschliche Giulia seine Identität aufdeckt und kurz darauf ein unerklärlicher Mord die Menschenwelt in Aufruhr versetzt, schließt er sich notgedrungen mit ihr zusammen, um den Täter zu finden. Doch trotz seiner Kräfte birgt die Suche nach dem Mörder unüberwindbare Gefahren, die die magischen Gesetze einzureißen drohen.

 
Erster Satz

Ein missgünstiger Blick folgte der Gestalt, die im Licht des Sonnenuntergangs langgezogene Schatten auf den Asphalt warf. 

 
Lieblingszitate

 

 

 

 

Rezension

Cover

Das Kleid von UdU selbst wurde vom Covergott Alex designed. Es besticht mit seiner Schlichtheit. Hauptsächlich weiß mit Ornamenten versehen, ist der obere Teil des Covers mit „fließendem Gold“ verziert. In der Mitte erkennt man eine Taschenuhr mit Flügeln darauf. Bevor ich das Buch gelesen habe, mochte ich das Cover bereits sehr, doch nach dem Lesen erkannte ich daran so einige Aspekte der Geschichte. Allein hieran könnte man also bereits merken, wie durchdacht die gesamte Aufmachung seiner gesponnenen Welt und wie detailliert Alex hier vorgegangen ist. 

 

Geschichte und Weltenaufbau 

Die Geschichte beginnt aus der Sicht von Avery, als er noch sehr jung war. Das Ereignis, welches ihn an diesem Tag heimsuchen wird, lässt ihn in seiner Verzweiflung endlich zu einem Sapye werden. Sapye sind mit Magie und Unsterblichkeit ausgestattet, welche sie u.a. vom Rest der Menschen unterscheiden. Außerdem besitzt jeder von ihnen eine Taschenuhr, von der – ab dem Zeitpunkt, an dem sie stehen bleibt und der Sapye unsterblich wird – eine Art Magie- und Lebensenergie ausgeht. 

Unterteilt in Coronye (beherrschen das Gold), Aurarye (mit verschiedensten Flügeln ausgestattet, entsprechend ihrer Persönlichkeit) und Incendye (beherrschen das Feuer) leben sie unerkannt zwischen den Normalsterblichen, denn eine Aufdeckung ihrer Fähigkeiten würde auf Dauer Krieg zwischen den beiden Spezies bedeuten. So ist es nicht verwunderlich, dass es eine Katastrophe ist, als das Uhrwerk der Unsterblichen und somit die Gesetze der Sapye aus den Fugen geraten…

An so einigen Stellen habe ich erfahren, warum dieses Werk erst ab 16 gelesen werden sollte, da es so manches Mal düster, gefährlich und ziemlich actionreich wurde. Einige Bilder im Kopf ließen mich erschaudern, angewidert zurückschrecken und… nun ja, diese Geschichte zeigt eben auch ungeschönte Kämpfe. Aber lest einfach selbst! 

Noch vieles mehr möchte ich gerne an dieser Stelle erwähnen – doch das würde einem Spoiler gleichkommen. In der Urban Fantasy Welt von UdU hängt alles miteinander zusammen, überall entdeckte ich als Leserin neue Verknüpfungen und wurde dadurch mit jeder Seite immer mehr in die Welt hineingezogen. Für mich war es unmöglich, mich dem Weltenaufbau und der Einzigartigkeit ebenjener zu entziehen, bevor nicht jedes Rätsel gelöst war. 

Dennoch muss ich sagen, dass der Teufel hier manchmal echt im kleinsten Detail liegt. Im Nachhinein kamen nämlich ein paar Fragen auf, die ich jedoch durch einen tollen Chatverlauf mit Alex klären konnte – diese Fragen wurden mit Details des Werks erklärt, die ich so vielleicht gar nicht zusammen betrachtet hätte. Aber genau DAS finde ich toll – dass mich eine Geschichte auch nach dem Lesen nicht loslässt und mich beinahe nötigt, sie definitiv noch einmal zu lesen. 

 

Schreibstil und Inhalt

Schreibstil 

Ganz persönlich gesprochen? Ich liebe den Stil! Er besticht mit tollen Wortspielen und starker Bildlichkeit, die jedoch nicht zu viel von der eigenen Fantasie abhält, wobei ebensolche Verbildlichung immer nur sehr stark an den Anfängen der einzelnen Kapitel dran kommen. Dies wird übrigens durch viele Adjektive und Adverbien erreicht – sodass ab hier für manchen Leser wohl das ABER stecken könnte. Die Sätze sind am Kapitelanfang immer „sehr“ lang und bilden richtige Schachtelsätze.

Alex’ Schreibstil umfasst alle Gedanken verschiedener Charaktere (naja zumindest da, wo es nötig ist); er schreibt also als ein allwissender Erzähler – ohne jedoch zu viel preiszugeben. Entsprechend ist es in der er/sie/es Form geschrieben. 

Letzteres ist übrigens eigentlich gar nicht meins, vor allem im allwissenden Bereich, aber ich persönlich fand es super und definitiv passend zu den ganzen Verpflechtungen der Story. 

Spannung erzeugte das meiner Meinung nach ebenfalls, da ich immer wieder miträtseln musste – nicht zuletzt durch die recht regelmäßigen Zeitsprünge in die Vergangenheit. Außerdem waren die Enden der einzelnen Kapitel extremst gut gewählt, denn entweder ließen sie mich atemlos, entsetzt oder in der Luft hängend zurück, sodass ich einfach weiterlesen MUSSTE.

Alles in allem ist der Stil für mich absolut passend zur Geschichte. Es macht Spaß, die Worte und Sätze regelrecht zu verschlingen – zu erfahren, was genau hinter den rätselhaften Ereignissen steckt, war in dem Moment meine Aufgabe. Alex jagte mich einmal quer durch Paris, durch uralte Katakomben bis hin zu einer phantastischen Welt mit unglaublich vielschichtigen Prota- und Antagonisten — sein Schreibstil verursachte dazu das passende Herzrasen, ein entsetztes Gesicht, den offensrehenden Mund, das Miträtseln und auch das Kribbeln in den Fingern, wenn ich eine Vermutung hatte und unbedingt wissen wollte, ob sie stimmt. Danke für diese verworren-schöne Reise!

 

Inhalt

Uhrwerk der Unsterblichen ist ca. 470 Seiten stark und in 65 Kapitel eingeteilt. Pro Kapitel sind es entsprechend also um die 7 Seiten, was eine gut lesbare Länge darstellt, auch wenn aus dem „mal eben noch ein Kapitel lesen“ plötzlich 100 Seiten werden, was definitiv nicht allein an der Kapitellänge liegt. 

Der Autor springt regelmäßig in die Vergangenheit, um langsam immer mehr Hintergrundinfos einfließen zu lassen. Die Geschichte rund um Avery spielt in den Jahren 1877 und 1940, als auch hauptsächlich in der Gegenwart (laut Alex 2018). 

 

Charaktere

 

Der Protagonist ist ein Incendye, d.h. ein Sapye, der die Magie des Feuers beherrscht. Er ist intelligent, ein regelrechter Bücherwurm – man muss ihn mit seiner zurückhaltenden Art einfach nur mögen! Doch stille Wasser sind tief und Alex’ Charaktere vielseitig – Avery wächst mit seiner Geschichte und ich als Leserin habe ihn unglaublich gerne begleitet.
(Illustration: Gabriella Bujdosó)

 

 

Prima Ballerina, hübsch, ehrgeizig, mit dem Kopf durch die Wand, impulsiv, ein echter Wildfang. Sie ist so ganz anders als der ruhige Avery. Aber genau das ist die beste Mischung. Sie treibt ihn zu ungeahnten Dingen und er ist der Ruhepol, wenn Ruhe und Konzentration benötigt werden. Auch wenn es Giulia in den Wahnsinn treibt, Stapel von mystischen Büchern zu wälzen… Auch sie macht eine Entwicklung durch, bei der ich sehr gerne dabei war.
(Illustration: Gabriella Bujdosó)

 

Antagonisten

Ausgeklügelt, nachvollziehbar, unberechenbar. Entwicklungen, die nicht vorauszuahnen waren. Wer sind sie? Was wollen sie und warum? Spannung, wie ich sie liebe!

 

Wen du mehr über die Protagonisten erfahren möchtest oder herausfinden magst, zu welchem Typ Sapye du gehörst, schau bitte hier.

Fazit

Schnulzige Szenen. Eine Liebesgeschichte. Ist ja eigentlich nicht unüblich, wenn Mann und Frau in einem Buch aufeinandertreffen. Das habe ich erwartet…  

***SPOILER*** Doch: Es gibt keine Liebesgeschichte. Zumindest keine in der Hinsicht. ***SPOILER ENDE*** 

Stattdessen ist die Geschichte zwar mit Liebe durchsetzt, jedoch geht es hauptsächlich um die rätselhaften Ereignisse, um den kleinen Bruchteil des Uhrwerks, der durch eine dunkle Macht nicht mehr richtig läuft – und läuft in einem Uhrwerk ein kleines Teil falsch, so kommt es unweigerlich zu großen Problemen und Brüchen in den Gesetzen der Sapye. Alles ist irgendwie vorherbestimmt im Uhrwerk der Unsterblichen, alles läuft unweigerlich zusammen… und genau das vermittelt Alexander Kopainski. 

Ich wiederhole mich, wenn ich folgende Worte schreibe: Die Welt ist ausgeklügelt, verworren, besitzt Verpflechtungen, die kaum zu erahnen sind und der Schreibstil macht die Spannung perfekt. Wer „Uhrwerk der Unsterblichen“ liest, sollte sich auf aufreibende, nachdenkliche, actionreiche und mitfiebernde Stunden vorbereiten. 

Wenn ihr dann am Ende angekommen seid, so denkt an meine Worte: Ihr wollt all das noch einmal erleben. Ihr werdet nicht vorbereitet gewesen sein auf das, was euch erwartet. Doch es wird Sinn machen. Denn im Uhrwerk ergibt alles einen Sinn. 

Wen es übrigens interessiert, aus welchen „Einzelteilen“ ich das obige Titelbild gestaltet habe, sollte einen Blick hier drauf werfen: