- Weg ABBA -

by Cassandra Seven

„Wenn das deine Antwort auf meine Fragen sind, will ich sie nicht hören. Du kannst gehen, Wladimir. Ich finde die Lösung schon selbst“, antwortete Plüm schnell, bevor der alte Vampir die Tragik seines langen Lebens vor ihr ausbreiten konnte. Plüm suchte nach dem Nebel!
„Nun gut, wenn du die Geschichte hinter diesem Ring nicht hören möchtest. Aber ich gebe dir einen Rat, liebste Plüm. Suche in deinem Archiv; in den alten Geschichten der ehemaligen Archivare müsstest du deine Antwort finden“, erklärte er, öffnete das Fenster und flog in die Nacht hinaus. Die Aufzeichnungen der Archivare! Plüm schloss in Windeseile das Fenster und im Kerzenschein lief sie in ihr eigenes kleines Reich im Weltenarchiv. Sie schaltete das dezente Licht an und nahm sich die Leiter. Wann hatte sie zuletzt die Aufzeichnungen angesehen? Es war schon Jahre her und jetzt hatte sie das dringende Bedürfnis, in den Büchern mit dem wertvollen Ledereinband zu blättern und dem Geheimnis der mysteriösen Nebelgestalt auf die Schliche zu kommen. Wladimir sagte, das Wesen sei ein Gegenteil von ihr. Archivaren war die Aufgabe zuteil, alle Geschehnisse in den Welten aufzuschreiben, das Wissen zu teilen und die Weltentore zu schützen. War also die Aufgabe des Nebelwesens das Wissen zu zerstören und die Welten ins Chaos zu stürzen? Plüm stieg die Leiter ganz hoch und fischte nach den ältesten Aufzeichnungen. Ein Einband stach ihr direkt ins Auge. Es hatte lange Risse im Leder und sah aus, als ob ein Tier seine Krallen darin vergraben hatte. Sie nahm es mit nach unten und fing an, den Text zu überfliegen. „… ein Wesen, das mit meiner gestohlenen Feder Leid und Kummer in die Welten getragen hat. Ein Monstrum mit roten Augen und einer Gestalt aus Nebel und Eis. Es einzusperren, gelingt nur an dem Weltentor. In dem Augenblick, wenn es die Chance wittert, das Buch des Archivars zu stehlen, kann es nur mit den richtigen Worten in das Buch verbannt werden.“
So also konnte Plüm es besiegen und die Welten retten? Sie war zu allem bereit.
Plüm holte entschlossen ihr Archivverzeichnis und einen Stift. Mit rasenden Herzen stand sie vor dem Portal und rief das Wesen zu sich. Sie legte das Buch davor ab und wartete auf die Gelegenheit. Plötzlich waberte Dunst durch das Tor und Plüm schnappte sich ihr Verzeichnis. Die glühenden Augen starrten sie an. Jetzt oder nie! Plüm musste handeln. Sie klappte es auf und setzte den Stift zum Schreiben an. „Du wagst es nicht, du unnützes Ding!“, schrie das Monster ihr entgegen. 
„Du bist mein Gegenteil. Wo ich beschütze, zerstörst du. Ich bin das Papier und du die Tinte, die unsere Geschichte erzählt. Ich verbanne dich! Auf dass du ewig auf Papier verweilst!“, sprach Plüm mit zittrigen Fingern. Das Monster schrie auf und ein Zauber löste sich von dem Stift, der das Nebelwesen aufsog und wie durch Zauberhand die Worte auf Papier festhielt. Die Welten waren gerettet und Plüm spürte, wie tief die Macht der geschriebenen Worte wieder einmal war. Sie schloss das Buch und hoffte, dass wenigstens für eine Weile wieder Ruhe einkehrte.

Ende

Dir hat das Abenteuer gefallen und du willst mehr?
Dann versuche auch die anderen Wege!