- Weg BBB -

by Nina Olczak

Plüm war entsetzt. Hatte die feindliche Magierin tatsächlich so viel mehr Macht, als sie selbst? Ihr erster Gedanke war, dass sie ihre Widersacherin ausfindig machen und bekämpfen sollte. War diese besiegt, dann hatte auch ihr Zauber keinen Bestand mehr. Aber konnte sie das wirklich riskieren? Denn wenn sie verlor, dann waren die Welten ohne Schutz. 
Sie konnte aber auch versuchen, die roten Runen zu zerstören und einen anderen Weg finden, um das Portal zu versiegeln. Es war zumindest einen Versuch wert.
Nachdenklich spähte sie hinüber in die andere Welt. Dort rührte sich nichts. Nur Nebel waberte hinter dem Tor, rot beleuchtet vom Licht der Runen. Und doch glaubte sie ein leises Wispern zu vernehmen, ganz von fern und kaum wahrnehmbar. Entschlossen hob Plüm ihre Feder und begann leuchtend blaue Runen in die Luft zu zeichnen. Währenddessen murmelte sie einige uralte Zaubersprüche, die noch aus der Zeit stammten, als die Túatha Dé Danann auf dieser Welt wandelten. Sie spürte, wie die Energie in ihr erneut anschwoll und mit einem Schrei schleuderte sie diese auf die rot leuchtenden Runen. Ein mächtiger Donnerschlag ließ alles um sie herum erzittern, Plüm sank auf die Knie und … mehr geschah nicht.
Obwohl … das war nicht ganz richtig. Die roten Runen flammten hell auf. Irgendwie hatten sie Plüms Energie absorbiert und waren nun noch stärker. Außerdem war das Wispern angeschwollen zu einem Stöhnen, das sich stetig zu nähern schien. Bei dem Gedanken, was da auf sie zukam, wurde Plüm Angst und Bange. Sie hatte nur noch eine Chance. Sie musste sich Hilfe holen. Schnell grub sie in den Tiefen ihrer Tasche … ah! Da waren sie! Die magischen Katzenleckerchen! Schnell streute sie einige davon auf den Boden und rief: „Komm, MiezMiezMiez!“
Mit einem Puff materialisierte sich ein kleines Kätzchen aus dem Nichts, dessen flauschiges Fell in allen Farben des Regenbogens leuchtete. Es schnappte sich die Leckerchen und knurpste zufrieden darauf herum. Plüm wartete ungeduldig, aber ein Regenbogenkätzchen durfte man niemals beim Fressen stören, denn das nahm es ausgesprochen übel. Als das Tierchen endlich das letzte Leckerli verschlungen hatte, sprach Plüm es an.
„Entschuldigen Sie bitte, Eure Hoheit“, sagte sie und verbeugte sich ehrerbietig. „Dürfte ich so vermessen sein und eine Bitte an Sie richten?“
Das Regenbogenkätzchen legte den Kopf schief und sah sie neugierig an. In seinen schwarzen Augen funkelten unzählige Sterne und sogar einige Galaxien konnte Plüm darin erkennen. Es setzte sich und leckte erst einmal eines seiner Pfötchen.
„Du darfst“, sprach es dann. 
„Ich muss dringend dieses Weltentor schließen. Aber die roten Runen absorbieren meine Macht und ich mache sie mit jedem Versuch nur stärker. Würde Eure Hoheit es in Betracht ziehen, mir zu helfen?“
Das Regenbogenkätzchen antwortete nicht sofort, sondern blickte sichtlich gelangweilt in Richtung des Portals. Dahinter begann der rote Nebel inzwischen, wilder zu wabern und man konnte bereits schemenhafte Gestalten sehen, die heranstürmten.
„Ich würde Eurer Hoheit auch die restliche Tüte mit den Leckerchen geben“, lockte Plüm das magische Wesen. Sofort spitzte es die Öhrchen.
Es überlegte noch einmal kurz, dann sagte es leichthin: „Na gut.“
Lässig schlenderte es zu dem Weltentor, hob das Schwänzchen und pinkelte daran. Mit offenem Mund beobachtete Plüm, wie die roten Runen flackerten und erloschen. So schnell sie konnte, zeichnete sie neue Runen in die Luft. Aber anders als sonst leuchteten diese nicht blau, sondern schimmerten in den schönsten Regenbogenfarben. Als Plüm nach unten blickte, sah sie, dass das Regenbogenkätzchen sich an ihr Bein schmiegte und laut schnurrte.
Mit neuer Zuversicht sprach Plüm den Zauber und schleuderte ihre Magie gegen das Tor. Nie zuvor hatte sie solche Macht gespürt. Es war allerhöchste Zeit. Gerade, als es sich zu schließen begann, wollte eines der heulenden Wesen hindurchstürmen. Doch es war zu spät. Mit einem Schlag verschwand der Durchgang in die andere Welt. Sprachlos starrte Plüm auf den Arm, der aus der Wand ragte. Die knorrigen Finger mit den rot lackierten Fingernägeln bewegten sich noch, konnten aber nichts mehr ausrichten. Das Regenbogenkätzchen leckte sich wieder die Pfote, blickte aus seinen seltsamen Augen zu ihr hoch und sagte: „Miau?“

Ende

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