- ABB -

by Gwendolyn A. Wynter

„Was hier passiert ist, tut nichts zur Sache. Ich habe dich nicht hergebeten, damit du dich damit befasst.“ Plüm deutete noch immer peinlich berührt auf das Wohnzimmer, obwohl sie selbst nicht wirklich etwas erkennen konnte. Ihre Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Glücklicherweise wusste sie, wo sie Kerzen finden konnte. Hoffentlich.
Vorsichtig taste sie sich einen Weg in die andere Ecke des Zimmers, wobei sie sich bewusst war, dass die Augen des Vampirs die ganze Zeit auf ihr lagen.
„Warum bin ich dann hier?“, wollte Wladimir wissen.
Eine kleine Flamme erhellte Plüms Umgebung, als sie die Kerzen entzündete. Sie sah zu dem Vampir hinüber, dessen Haut wie dünnes Pergament wirkte. Sie schauderte, zwang ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder auf ihr eigentliches Problem. Wenn sie darüber etwas erfahren wollte, musste sie Wladimir in eine andere Richtung dirigieren. Denn wer sollte ihr mehr verraten können, als ein Vampir, der mehrere hundert Jahre alt war. „Was weißt du über einen Nebel mit roten Augen?“
Binnen eines Wimpernschlags schmolz das arrogante Lächeln aus Wladimirs Gesicht. „Das, ehrenwerte Archivarin, nennt man einen Notfallplan, der für niemandes Augen bestimmt war.“
Plüm verschränkte die Arme vor der Brust. „Dummerweise scheint der Notfallplan das nicht gewusst zu haben. Also?“
Ein kleines Lächeln zupft an Wladimirs Mundwinkel. Er kam mit katzengleichen Bewegungen auf sie zu, bis er nur noch zwei Schritte von ihr entfernt stand. „Du bist eine derjenigen, die die Weltenportale schützen und das Wissen archivieren. Der Nebel, wie du ihn nennst, ist dein Gegenteil. Doch das ist ein gut gehütetes Geheimnis, hinter dem sich noch ein wenig mehr verbirgt.“
„Ich fürchte, du musst über deinen Schatten springen und mich einweihen“, entgegnete sie nüchtern. Auf Wladimirs Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und er begann, in der Innentasche seines Mantels zu wühlen. Als er die Hand wieder hervorzog, blitzte etwas im Kerzenschein auf. Er hielt einen silbernen Ring mit einem kleinen, funkelnden Stein zwischen den Fingern.
Ein Ring? Ist das ein Verlobungsring? Plüms Antwort bestand nur aus einem empörten Keuchen. Was führte diese blutleere Fledermaus nun schon wieder im Schilde?

Was soll Plüm tun?

a) Sollte Plüm ihn lieber schnell rauswerfen, um nicht noch in andere Machenschaften zu geraten? Das Geheimnis würde sie sicherlich auch ohne ihn lüften!
b) Sollte Plüm sich anhören, was der Vampir zu sagen hat? Vielleicht trügt der Schein und sie ist der Lösung des Problems ganz nah?