Rezension

Infilum – Katrin R. Petzold

Erst vor einigen Tagen habe ich „Infilum“ von Katrin R. Petzold beendet und musste zunächst einmal durchatmen. 
Mittlerweile bin ich aber bereit, ein paar Worte über die Welt zu verlieren und meine Meinung hierzu zu erzählen.

Ich bedanke mich übrigens beim Verlag „Hawkify Books“ für das Rezensionsexemplar und bei Katrin, die mich in ihr wunderbares Bloggerteam aufgenommen hat.
Beides beeinflusst die folgenden Zeilen jedoch keineswegs.

Buchvorstellung

Eckdaten

Titel: Infilum 1
Autorin: Katrin R. Petzold
Verlag: Hawkify Books 
Seiten: ca. 400
Erscheinung: 06.12.2018
Formate: eBook und Taschenbuch

Klappentext

Sie suchten ein Heilmittel gegen Krebs und fanden den gefährlichsten Virus seit Menschengedenken …

Rena Vegas lebt gemeinsam mit ihrer Familie in der Stadt Rin, einem Gebäudekomplex, der die Überlebenden vor den Nachwirkungen des verheerenden Virus schützt. Denn die Erkrankten verlieren ihre Menschlichkeit und verwandeln sich in Infilum, die zunehmend ihren Unterschlupf bedrohen. Irgendwann bleibt Rena keine Wahl mehr. Um das Überleben ihrer Familie zu sichern, muss sie gemeinsam mit neun anderen Kriegern den Ursprung des Virus suchen.

Es beginnt eine Jagd nach der Wahrheit, eine Flucht vor dem Tod und zeitgleich eine Reise, die alles verändern könnte.

Erster Satz

„Sergeant Vegas. Es gab einen Vorfall in Deep-Rin.“

Lieblingszitate

Bildzitate wurden von Katrin R. Petzold gestellt.

Rezension

Cover

Von Hawkify Books

Das Cover von Infilum ist schlicht, spiegelt jedoch mit seinen recht tristen Farben und den alt aussehenden Häusern im Hintergrund die Geschichte perfekt wieder.
In der Welt von Rena geht es nämlich tatsächlich nicht gerade glücklich zu und die Jagd nach der Lösung ihrer Probleme ist alles andere als einfach – der Tod lauert hier an jeder Ecke. Dementsprechend passt es wunderbar zu der düsteren Athmosphäre von „Infilum“.

Weltenaufbau und Geschichte

– Weltenaufbau

Die Welt in der die Protagonistin Rena gemeinsam mit ihrem Bruder Kjell lebt, ist von Krankheit und dem Kampf ums Überleben durchzogen.
Die Infilum  – Menschen, die sich mit einem hochgradig ansteckenden Virus infiziert haben – verbreiten außerhalb von Rin Angst und Schrecken, weswegen Rin der sicherste Ort ist.
Rin ist eine Art Stadt in einem riesigen Gebäude auf Säulen und schützt so die Bewohner. Das Leben in der Gemeinschaft wird von Colonel Denver angeführt. Rena ist ein Sergeant und soll aufgrund verschiedener, entsetzlicher Umstände eine Mission anführen, die aus einer Gruppe von zehn Kriegern besteht. Die Krieger sind in Rin eigentlich dafür verantwortlich, für die Sicherheit der Arbeiter und Bewohner zu sorgen. 

– Geschichte

Unsere Reise an der Seite von Rena beginnt da, als alles aus dem Ruder läuft und Rena nichts anderes übrig bleibt, als die bereits erwähnte Mission anzuführen. Schnell begreift sie, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint und der Schrecken nicht immer außerhalb der Mauern von Rin lauert. 
Ich möchte hier gar nicht zu viel vorwegnehmen, denn bei dieser Geschichte kann ich euch eins sagen: auch der Weg ist das Ziel. Während der Mission tauchen immer wieder neue Fragen auf, der/die LeserIn ist immer nur so schlau wie die Protagonistin selbst. 

– Meinung

Der Weltenaufbau ist sehr sorgfältig und detailliert ausgearbeitet. Für mich ist „Infilum“ mit keiner bisherigen Geschichte zu vergleichen, da Katrin R. Petzold da etwas Einzigartiges erschaffen hat – ganz zu schweigen von der Story selbst. Natürlich mag der/die LeserIn an eine Apokalypse und Zombies denken, sobald er oder sie den Klappentext liest. Was in keinem Fall heißen soll, dass so etwas schlecht wäre. Ebenjene actiongeladenen Geschichten liebe ich. Jedoch ist „Infilum“ so viel mehr.
Das Buch bietet so viel mehr.
Es ist die Suche nach der Wahrheit. Die Wahrheit über die „neue“ Welt, über die Infilum und über das Virus.

Schreibstil und Inhalt

– Schreibstil

Katrin R. Petzold hat eine ausdrucksstarke, gefühlvolle und zugleich spannende Erzählweise – zu jeder Sekunde wusste ich, wie ich mir etwas vorzustellen hatte. Dies war aber in keinem Fall zu detailliert, als dass kein Raum für eigene Fantasie übrig geblieben wäre. Eher das Gegenteil ist der Fall. Einerseits schreibt sie sehr bildlich, um dann wiederum nicht zu sehr auf die Umgebung einzugehen – denn seitenlange Monologe darüber, wie hässlich oder wie grün eine Gardine aussieht, sind hier – Infilum sei Dank – nicht zu finden. 
Wenn ich drei Worte nennen müsste, um ihren Stil zu beschreiben, dann wären das locker, spannend und Tiefe. 
Locker, da der Schreibstil bzw. die Sprache der Protagonisten nicht zu hochgestochen ist, sondern perfekt in die Umgebung und die Welt hineinpasst. Rena und auch andere fluchen beispielsweise gerne mal, wenn es sein muss. Jede einzelne Persönlichkeit ist so ausgearbeitet, als seien sie unserem Leben entsprungen und würden jeden Moment durch die Tür treten.
So lebensnah ist übrigens die gesamte Welt aufgebaut – es gab tatsächlich Situationen, in denen ich an starkem Herzklopfen litt oder immer wieder panisch aufgehorcht habe, sobald in meiner Wohnung ein kleiner Laut zu hören war. Gedanklich wurde ich von „Infilum“ auf solch eine spannende Art und Weise in den Bann gezogen, dass ich regelrecht kampfbereit und immer auf der Hut in meinem gemütlichen Sessel im Bücherzimmer meines sicheren Zuhauses saß, während in der Welt von Rena eine Schlacht ums (Über-)Leben wütete. Dass die Charaktere zudem ungeheuer viel Tiefe besitzen, ist nur noch das i-Tüpfelchen auf der „Infilum“-Sahnehaube. Natürlich gibt es da die sonderbaren, unnahbaren oder undurchsichtigen Charaktere – dies jedoch hebt nur die Spannung – was gleichzeitig jedoch nicht bedeutet, dass diese oberflächlich gestaltet sind. Die Worte von Katrin gaben mir als Leserin genau die Gefühle, die wir sicher auch im echten Leben spüren würden, wenn wir beispielsweise einer unglaublich abweisenden Person begegnen würden. So sind die Gedankengänge von Rena klar nachvollziehbar. Womit ich auch schon wieder am Anfang wäre – der Schreibstil der Autorin ist wunderbar ausdrucksstark. 

Achja. Dieser Cliffhanger, ne? Darüber müssen wir nochmal reden, liebe Katrin! Du Teufelchen! Draußen. Nur du und ich! 
Okay, vielleicht bringe ich noch einen Infilum mit. Dann kann der die Arbeit übernehmen. Ist nur gerecht bei dem Ende, wie ich finde. 

– Inhalt 

„Infilum“ ist bei gerundet 400 Seiten in 38 Kapitel aufgeteilt, was eine ungefähren Wert von jeweils 10 Seiten ergibt. Die Kapitel wirkten auf mich kurzweilig und wurden von der Autorin oftmals so beendet, dass es keine andere Möglichkeit gab, als sich auf die nächste Seite und in das nächste Abenteuer zu begeben. 

– Meinung

Kurzweilig, spannend, ausdrucksstark und bildlich – diese Worte beschreiben den Schreibstil sowie die einzelnen Kapitel am besten. Für mich war es mehr als ein reines Lesevergnügen – ich selbst bin durch die Gänge von Rin spaziert und durch die Straßen alter Städte gewandert, auf der Suche nach der Lösung aller Probleme. An der Seite von 9 Kriegern habe ich gekämpft, gelitten und verschiedenste Situationen durchlebt, die alles abverlangten, nur um am Ende in der Luft zerrissen zu werden – dank des wunderbar gemein gesetzten Cliffhangers. Im Normalfall stecke ich sowas gut weg – doch was sich Katrin da erlaubt hat… Denk dran! Draußen. Wir beide. Mit Infilum!

Und ihr: lest selbst. Bitte! Am besten jetzt. 

Charaktere

Normalerweise stelle ich jetzt die einzelnen Hauptcharaktere kurz vor, da ich aber alle erwähnenswert finde und ihr die Geschichte auch einfach selbst entdecken sollt, werde ich nur eine kurze Meinung hierzu verfassen.

Die Charaktere sind, wie bereits weiter oben erwähnt, mit einer unglaublichen Tiefe geschrieben, als würden sie gleich direkt vor unserer Nase herumspazieren. Jede Person ist individuell, hat seine eigenen Laster und Motivationen, mit auf die halsbrecherische Mission zu gehen. Über die einen erfuhr ich eine Menge, die anderen blieben eher undurchsichtig, jedoch nicht oberflächlich. Katrin ließ Rena immer wieder beobachten und Vermutungen anstellen, warum jemand so ist, wie er oder sie ist. Das ist so menschlich, so nachvollziehbar – besonders in ihrer Position – ich vergaß darüber hinaus gerne mal, dass sich das alles bloß in meinem Kopf bzw. in der Geschichte abspielte. 

Fazit

Weltenaufbau? Ausgeklügelt detailliert.
Geschichte? Individuell.
Schreibstil? Vereinnahmend bildlich. 
Charaktere? Echt.

Persönlich gesehen ist „Infilum“ für mich ein wunderbares Beispiel einer guten Dystopie: Endzeit gepaart mit Katastrophen, Action, Spannung und dennoch bleiben die Gefühle keinesfalls auf der Strecke. 
Eine Dystopie, die mich vereinnahmte, mich ganz und gar für sich beanspruchte und mit einem Knall am Ende zurückließ. Eine Geschichte mit Spannung, Tiefe und einer guten Portion Action, die mich noch lange beschäftigen wird – das ist „Infilum“ von Katrin R. Petzold.

***

Muss ich jetzt noch erwähnen, dass ich das Buch nur empfehlen kann? 😀

Plüm'sche Sternchenvergabe :
5/5